WeinLiebHaber,
auch dieses Jahr bin ich wieder fasziniert von dem, was die Natur uns zeigt.
Es ist ein Reigen an Schönheit und Anmut, ein großes Locken und verführerisches Werben. Beachte mich, seh mich an und schau, wie schön ich bin! Ich habe was, das Dir gefällt! In der Natur ist Existenzsicherung und Vermehrung ein hartes und gnadenloses Geschäft – und doch erscheint es mir, als ob der Überlebenskampf vielmehr auf symbiotischer Erotik beruht als auf einem merkantilen Deal von potenziellen Gegnern. Gilt statt >Geben und Nehmen< vielleicht vielmehr der Grundsatz von >Geben und Bekommen<? Alle Geschöpfe haben unterschiedliche Gaben und bringen etwas mit, was einem anderen gefällt – ja, was ein anderer sogar braucht.
Wir sehen es an der Biene: Sie bekommt den Pollen und Nektar von der Blume. Die Biene nimmt ihn und gibt der Blume Befruchtung. Es entsteht etwas Neues, etwas Drittes. In einem Nullsummenspiel gibt es nur Sieger und Verlierer. Jeder muss dabei argwöhnisch darauf achten, nicht benachteiligt zu werden, um den eigenen Nutzen zu maximieren. “Was ein anderer mehr bekommt, davon hab ich weniger”.
Bei der oben genannten Betrachtung überwindet die Natur das Nullsummenspiel. Es gibt eine Win-win-Situation mit zwei Gewinnern und keinem Verlierer, weil alles zueinander passt. Insekten und Pflanzen brauchen einander. In Jahrmillionen haben sie (sich an) ein Zusammenleben arrangiert, bei dem beide kurzfristig glücklich werden, weil jeder bekommt, was er braucht. Und langfristig sichern sie sich gegenseitig ihre Existenz.
Ähnlich geht es den Winzern. Sie bieten etwas, das andere glücklich macht: Wein. Wenn der gut schmeckt, kann der richtig Freude machen und glücklich. Viele große Betriebe versuch(t)en, mit möglichst günstigen Weinen möglichst viele Weintrinker zu erreichen. Solche Weine sollen dann jedes Jahr gleich schmecken. Die Ecken und Kanten werden geglättet, damit die Weine ein breites Publikum erreichen. Solche Everybody’s Darling Weine sind dann mit Süßreserve etwas aufgehübscht und dürfen mit 6-7 Gramm Restzucker dann grad noch als trocken deklariert werden – obwohl schon Süße schmeckbar ist.
Bei uns ist es grad andersherum. Wir feiern die Vielfalt und wollen nicht alle glücklich machen. Jeder Jahrgang darf und soll anders schmecken. Jeder unserer Weine trägt das ganze Jahr in sich und verkörpert sinnlich wahrnehmbar die Gegebenheiten des Jahrgangs. Das soll man schmecken. Ecken und Kanten haben wir gern – die geben Kontur. Unser Betrieb möchte mit seinen Weinen gar nicht alle glücklich machen – dafür einige wenige sehr. Auch hier muss es natürlich passen. Wer Spaß hat an Vielfalt, Überraschungen, Ungewohntem und manchmal sogar an etwas “Schrägem”, der kann mit unseren Weinen richtig glücklich werden.
Beispiele:
- Überraschung: Wie saftig-fruchtig ein gekühlter Rotwein schmecken kann, beweist unser 2021er Spätburgunder. Mit 4 Grad eingeschenkt, ist das 11,5%ige Leichtgewicht ein idealer Partner zum sommerlichen Grillen.
- Ungewohntes: Die Grauburgunder geben sich oft sehr breitschultrig bis plump. Unser 2023er GB ist dagegen so straight und gradlinig, rank und schlank, dass man die innewohnende Kraft nur als die eigene spürt.
- Schräg: Unser Rosé 2022 zeigt so ein zartes sanftes Erröten, dass er fast als Blanc de Noir durchgehen könnte. Aber Hallo – nix mit Süße – schön straff, säurebetont, animierend und unglaublich süffig.
- Vielfalt: Das Probierpaket aus 2022 lotet das Spektrum unseres Sortiments mit 6 Weinen abwechslungsreich aus. Gibt’s noch bis 19 July für 40 Euro.
Ich habe was, das Dir gefällt! Ich freue mich, wenn es auch zwischen uns passt. Im Anhang bekommt Ihr die aktuelle Weinliste.
Liebe Grüße vom Tuniberg
Josef J. Simon
PS:
- Am Samstag 20 Juli präsentieren wir nachmittags unsere 2023er-Wein bei uns auf dem Hof.
- Ich hab derzeit soviel Arbeit, dass ich grad noch den Weinversand schaffe, die Rechnungen aber manchmal verpeile. Bitte erinnert mich gern daran, wenn Ihr nach 7 Tagen noch keine Rechnung erhalten habt.
- Bitte gebt mir ein bisschen Vorlaufzeit für Versand und Weinrichten und meldet Euch nochmal, falls Ihr (gar) nix von mir hört. Ich bin absichtlich sparsam und versuche, alles in einer Mail unterzukriegen.
- Wer solche Wein-Infos nicht mehr mag, bitte einfach Bescheid geben.